Was ist eine Wirbelblockade?

Können Wirbel ausrenken? Was sind die Auswirkungen?

Zunächst gleich eines vorweg:

Es gibt keine ausgerenkten Wirbel.

Eine Ausrenkung (d.h. eine Luxation oder ein Auskugeln) von Gelenken bezeichnet einen vollständigen Kontaktverlust von zwei gelenkbildenden Knochenenden. Eine Ausrenkung stellt in aller Regel eine schwerwiegende Schädigung eines Gelenkes dar – meist traumatisch verursacht. In den meisten Fällen sprechen wir über eine Schultergelenksluxation (eine „Schultergelenksausrenkung“) – diese Arten von echten Ausrenkungen stellen eine Dislokation der Knochen dar und benötigen eine umgehende Behandlung eines Unfallchirurgen und eine tatsächliche Einrenkung und ggf. sogar eine Fixierung der ausgerenkten Knochen in korrekter Stellung.

Bei blockierten Wirbeln wird häufig stattdessen der Begriff der Subluxation benutzt. Hier kommt es zu keinem Kontaktverlust der gelenkbildenden Knochenenden – im Falle der Wirbelsäule sprechen wir von Facettengelenken (umgangssprachlich auch als Wirbelgelenke bezeichnet). Neben der Veränderung des fluido-faszialen Zustandes der Facettgelenk-Systeme der Wirbelsäule kommt es hier lediglich zu Mikro-Verlagerungen der kleinen Gelenkpartner, aufgrund eines gestörten Muskeltonus auf der Grundlage eines gestörten Nervensystems.

Eine echte Ausrenkung entsteht meißt durch eine traumatische, äußere Krafteinwirkung. Wirbelblockaden entstehen aus dem Inneren – aus der inneren Schaltzentrale des Körpers – dem Nervensystem.

Eine Subluxation bzw. eine Blockierung der Facettengelenke der Wirbelsäule entsteht, wenn das Gehirn die optimale Kontrolle über die Gelenke der Wirbelsäule verliert und diese Gelenke in der Folge nicht mehr richtig funktionieren, d.h. sie bewegen sich nicht richtig oder befinden sich nicht mehr in ihrer normalen physiologisch-neutralen Position. Im Volksmund wird häufig von einem blockierten Wirbel gesprochen. In der Chiropraktik wird der Ausdruck Subluxation gebraucht – als Ausdruck einer Störung des Nervensystems. In Folge der eingeschränkten Beweglichkeit oder Blockierung kommt es zu faszialen Adhäsionen und Mikroentzündungen in der Gelenkkapsel, welche wiederum einen schädlichen Einfluss auf die Funktion des Nervensystems und damit auf die allgemeine Gesundheit des Körpers haben. Durch den entstehenden Schmerz entsteht schließlich ein sich verselbstständigender Zyklus, welcher in der Literatur der Schmerz-Spasmus-Schmerz Zyklus (engl. pain-spasm-pain cycle) genannt wird. Der Schmerz-Spasmus-Schmerz Zyklus beschreibt einen destruktiven, sich verselbstständigenden Zyklus, in welchem Schmerz durch einen muskulären Hartspann aufrechterhalten wird. Der Schmerz dieses Hartspanns führt dabei reflektorisch zu einem noch stärkeren Muskelspasmus, welcher seinerseits Schmerzen verursacht.

So entsteht ein Teufelskreis, den die Amerikanische Chiropraktik oder osteopathische Chiropraktik durch sanfte, gezielte Impulse auflösen kann.

Während frühere Techniken der sogenannten „Knocheneinrenker“ noch hart und brachial waren, haben sich die fortgeschrittenen Techniken der Osteopathie und Amerikanischen Chiropraktik bis zum heutigen Tage hoch-spezialisiert und stetig weiterentwickelt.

Ich wende in meiner Praxis sanfte Minimal Lever Techniken (kurze Hebel-Techniken an). Im Gegensatz zu den älteren Techniken der Osteopathie und Chiropraktik entstehen hier keine gefährlichen Spannungen auf umliegende Gewebeebenen.

Moderne Spinale Manipulationen haben nichts zu tun mit dem klassichen „Einrenken“. Der moderne Chiropraktiker oder Osteopath ist ein Experte für die Funktion des Nervensystems und arbeitet nur gezielt mit minimaler Kraft. Die Korrektur der Subluxationen soll letztendlich dafür sorgen, dass die Kommunikation zwischen dem Gehirn und dem Körper wieder optimal funktioniert, die Gelenke sich wieder optimal bewegen und die Muskeln der paraspinalen Muskulatur sich wieder entspannen.

Dysfunktionale spinale Facettengelenk-Systeme erzeugen durch ihre dauerhaften Entladungen von fehlerhaft-propriozeptiven Informationen ein Hintergrundrauschen im Kortex und im Kleinhirn, welches es dem Nervensystem erschwert, eine akkurate sensomotorische Kontrolle aufrecht zu erhalten. Eine der Ursachen liegt hierfür in den Golgi-Sehnenapparaten der paraspinalen Muskulatur. In Folge des lokalen Hypertonus der vertrebralen Blockierung kann sich die Muskulatur der Wirbelsäule nicht mehr angemessen dehnen, um dem Gehirn die nötigen, propriozeptiven Informationen der Wahrnehmung des drei-dimensionalen Raumes zu übermitteln. Dies führt zu einer dysfunktionalen senso-motorischen Integration des Nervensystems. Die Zunahme von fehlerhaften sensorischen Input-Signalen des Nervensystems kann schließlich im Rahmen eines negativ-neurologischen Feedback-Loops zu ebenfalls zunehmenden fehlerhaften motorischen Output-Signalen führen. Es kann in der Folge zu weiteren Funktionsverlusten der senso-motorischen Neuronen-Netzwerke auf Rückenmarksebene, im Kleinhirn und auf Kortexebene kommen. Neue Forschungsarbeiten deuten ferner darauf hin, dass Wirbelblockaden auch Einfluss auf das autonome Nervensystem haben. Die pathologischen Resultate können zunehmende Schmerzen des Wirbelsäulen-Systems sein, jedoch auch Kopfschmerzen und Schwindel.

Spinale Adjustments (Wirbelkorrekturen) sollen die Funktionalität und Neuroplastizität der Neurone der sensorischen, motorischen und autonomen Systeme, sowie deren Synergy-Interaktionen wiederherstellen und erhalten mit dem Ziel einer:

  • Fehlerfreien (perfekten) Durchführung zielgerichteter Bewegungen / hohe senso-motorische Kontrolle
  • Aufrechterhaltung einer optimalen Körperhaltung
  • Aufrechterhaltung eines optimalen Gleichgewichts 
  • Aufrechterhaltung der lebensnotwendigen Vitalfunktionen wie Atmung, Herzschlag, Verdauung und Stoffwechsel

Eine verbesserte Präzision der inneren Wahrnehmung unseres Körperschemas, also der Fähigkeit des Körpers seine Lage im drei-dimensionalen Raum wahrzunehmen, ist essentiell für die Erholung von muskuloskelettalen Krankheitsbildern und kann ebenso zukünftigen Verletzungen vorbeugen.

Ein erfreulicher Nebeneffekt der modernen Chiropraktik ist, dass viele Patienten akute und langjährige Beschwerden loswerden, die offenbar durch die gestörte Funktion des Nervensystems aufrecht erhalten wurden. Wenn die Wirbelsäule und das Nervensystem wieder besser funktionieren, kann der Körper heilen und viele Symptome können so verschwinden.

Alle Texte © Osteopathie Oldenburg – Praxis Christian Urban

Hinweis

Aufgrund der Bestimmungen des Heilmittelwerbegesetztes (HWG) muss folgender Hinweis gegeben werden: Die dargestellten Symptomatiken, Krankheitsbilder und Behandlungsmethoden werden in der Wissenschaft in ihrer Bedeutung und Tragweite nicht einheitlich beurteilt. Die Therapie der Manuellen Medizin einschließlich der osteopathischen Medizin wird in der Wissenschaft ebenso nicht einheitlich gesehen. Auch liegen diesbezüglich noch keine randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudien vor, wie es die höchstrichterliche Rechtssprechung bei gesundheitlichen Wirkaussagen in Deutschland fordert.